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Professor Robert Jütte geht in den Ruhestand

Professor Robert Jütte geht in den Ruhestand Professor Robert Jütte geht in den Ruhestand fotolia © Kseniya Ragozina #71372040
Der Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Prof. Dr. Dr. h.c. Robert Jütte, geht nach 30 Jahren an der Spitze des Instituts in den Ruhestand. Das umfangreiche Archiv des Instituts für Geschichte der Medizin wird der Forschung weiter erhalten bleiben.

Zum 31. Mai 2020 hat Prof. Dr. Dr. h. c. Robert Jütte das Institut für Geschichte der Medizin (IGM) verlassen und ist nun im „Ruhestand“. Der Historiker hatte 1990 die Leitung des IGM übernommen und verhalf dem einzigen außeruniversitären medizinhistorischen Forschungsinstitut Deutschlands zu internationaler Sichtbarkeit und Anerkennung. „Mit Robert Jütte geht ein für uns unersetzbarer Experte der Medizingeschichte, der in besonders wirksamer Weise sein großes und differenziertes Wissen in den wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs eingebracht hat“, würdigt Joachim Rogall, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung GmbH, seine Leistung.

Jütte (Jahrgang 1954), der seit 1991 auch Honorarprofessor an der Universität Stuttgart ist, hat sich mit zahlreichen Forschungsprojekten und Publikationen auf den Gebieten der Sozialgeschichte der Medizin und der Geschichte der Homöopathie einen Namen gemacht. So war er Herausgeber der Hahnemannschen Krankenjournale und der Reihe „Quellen und Studien zur Homöopathiegeschichte“. Außerdem hat er zum 250. Geburtstag von Samuel Hahnemann dessen Biografie „Samuel Hahnemann: Begründer der Homöopathie“ herausgebracht. Darüber hinaus hat er zahlreiche Artikel über die Homöopathiegeschichte verfasst, war (und bleibt es hoffentlich) häufiger und geschätzter Referent auf homöopathischen Kongressen und wissenschaftlicher Beirat der Allgemeinen Homöopathischen Zeitung.

Er setzte sich für einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Komplementär- und "Schulmedizin" sowie für einen Pluralismus in der medizinischen Forschung ein. Darüber hinaus lag Robert Jütte die jüdische Geschichte besonders am Herzen. Vor seiner Zeit am IGM hatte der Historiker viele Jahre als Professor an der Universität im israelischen Haifa gelehrt. Mit seinem auch ins Englische übersetzte Werk „Leib und Leben im Judentum“ ist es ihm gelungen, eine jüdische Medizingeschichte aus der Innenperspektive zu schreiben, die anti-jüdische Stereotype überwindet. 2018 erhielt er als erster Deutscher die Ehrendoktorwürde des Spertus Institute for Jewish Learning and Leadership in Chicago.

Robert Jütte ist außerdem ein gefragter Berater: Er arbeitete unter anderem für die britische gemeinnützige Stiftung Wellcome Trust und war als erster Nicht-Mediziner im Vorstand des wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer tätig. Als Experte für medizinhistorische und gesundheitspolitische Fragen wird Jütte der Fachwelt und der Öffentlichkeit weiterhin erhalten bleiben.

Seine Position am Institut für Geschichte der Medizin wird bedauerlicherweise nicht nachbesetzt. Das Archiv des Instituts, das unter anderem den Nachlass des Homöopathie-Begründers Samuel Hahnemann enthält, steht aber weiterhin der Forschung zur Verfügung. Damit wird eine lange Tradition fortgesetzt, die bereits der Unternehmer und Stifter Robert Bosch begonnen hatte. Bosch hatte sich Zeit seines Lebens intensiv mit Fragen des Gesundheitswesens und der Homöopathie beschäftigt. Die Leitung des Archivs hat bereits letztes Jahr die Historikerin und Archivarin Dr. Marion Baschin übernommen. Einen Besuch des Instituts können wir nur sehr empfehlen - es ist eine Reise wert.
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