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Statine: Risiken oder Nutzen – was überwiegt?

Statine: Risiken oder Nutzen – was überwiegt? Statine: Risiken oder Nutzen – was überwiegt? Pixabay # 3442768 © ivabalk
Experten der Europäischen Atherosklerose-Gesellschaft (European Atherosclerosis Society, EAS) haben aktuell untersucht, wie sicher Statine sind. Ihrer Einschätzung nach überwiegt der Nutzen ganz klar die Risiken der Nebenwirkungen. Statine sind sicher, so ihre Überzeugung.

Die langfristige Verordnung von Statinen steht unter Verdacht, Muskelschmerzen zu verursachen, Diabetes zu begünstigen, die Leber- und Nierenfunktion zu beeinträchtigen und die Risiken für hämorrhagische Schlaganfälle und Katarakt zu erhöhen. Wissenschaftler haben nun die Datenlage dazu untersucht und die Ergebnisse in einem Konsensuspapier zusammengefasst. Dies wurde im European Heart Journal veröffentlicht.

Das Expertenteam hat die Studienliteratur der Jahre 2000–2017 analysiert, und sie kamen zu den folgenden Einschätzungen:

Diabetes-Risiko

Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) und genetische Studien zeigen, dass unter einer Statin-Therapie der Nüchternblutzucker leicht ansteigt. Dies geht mit einem leicht erhöhten Diabetes-Risiko einher. Allerdings entspricht das jährlich etwa einem Fall pro 1.000 Patienten. Das Risiko sei bei metabolischem Syndrom oder Prädiabetes deutlich höher.

Muskelbeschwerden

Viele Patienten klagen über "statin-associated muscle symptoms" (SAMS), die nicht selten zum Absetzen der Therapie führen. Schenkt man randomisierten Studien Glauben, dann liegt allerdings die SAMS-Prävalenz bei nur 0,1 bis 0,2 % und damit deutlich unter den Raten in nicht-verblindeten Beobachtungsstudien mit 7 bis 29 %.

Kognitive Störungen

Die Behandlung mit Statinen sei auch nicht ursächlich für kognitive Einschränkungen, wie immer wieder behauptet werde. Auch das Demenzrisiko werde nicht erhöht. Es gäbe auch keine pathophysiologische Grundlage für die Behauptung, dass niedrige LDL-C-Konzentrationen die Entwicklung einer Demenz begünstigen könnten.

Funktionsverlust der Nieren

Statine sind prinzipiell auch für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion unproblematisch. Allerdings könne eine an der GFR (Glomeruläre Filtrationsrate) ausgerichtete Dosisreduktion bei schwer eingeschränkter Nierenfunktion unter Hochdosistherapie angezeigt sein.

Leberschäden

Statine scheinen 1 –3 % der medikamenteninduzierten Leberschäden zu verursachen. Schädigungen, die zum Tod oder zu einer Transplantation führen, seien aber extrem selten (≤ 2 Fälle pro 1 Millionen Patientenjahre). Daher sei ein routinemäßiges Monitoring der Leberwerte unter Statin-Gaben nicht erforderlich. Treten jedoch Symptome wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Bauchweh, Gelbfärbung der Haut oder Sklera oder auch Schwarzfärbung des Urins auf, sei eine Untersuchung der Leber angezeigt.

Die Experten erklären, dass die unter einer Statintherapie manchmal zu beobachtenden milden Anstiege der Leberwerte unbedeutend seien. Bei 0,5–2,0 % der Patienten steige nach Beginn der Therapie die Alanin-Aminotransferase (ALT)-Konzentration vorübergehend an. Meistens würden sich die Werte aber schnell wieder normalisieren. Bei Atorvastatin, Lovastatin und Simvastatin sei das Risiko eindeutig dosisabhängig.

Bei Patienten mit primärer biliärer Cholangitis sei jedoch Vorsicht geboten. Nicht verordnet werden sollten Statine bei aktiver Hepatitis-B-Infektion, bis sich die Werte von AST, ALT, GGT, Gesamt-Bilirubin und ALP wieder normalisiert haben, so die Experten. Statine seien abzusetzen, wenn die ALT auf mehr als das Dreifache der oberen Normgrenze steigt oder wenn bei geringeren Anstiegen der Bilirubin-Wert ebenfalls plötzlich steigt.

Schlaganfall

Bei Schlaganfall-Patienten sei keine Anpassung der Statin-Therapie notwendig. Die Experten weisen zudem darauf hin, dass Statine das Risiko für ischämische Schlaganfälle um 15–35 % pro mmol/L LDL-C-Senkung reduzieren.

Katarakt

Daten aus Beobachtungsstudien und präklinischen Studien haben Hinweise geliefert, dass Statine die Entwicklung eines Katarakts fördern könnten. Diesen Zusammenhang konnten randomisierte Studien nicht bestätigen.

Quelle: aerztezeitung.de
Das Konsensuspapier finden Sie im European Heart Journal.
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