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Studie zur Wirksamkeit von Homöopathie bei Kindern mit ADHS zurückgezogen – die Hintergründe

Fotolia #121456883 ©Saklakova Fotolia #121456883 ©Saklakova Studie zur Wirksamkeit von Homöopathie bei Kindern mit ADHS zurückgezogen – die Hintergründe
2022 ist eine Metaanalyse erschienen, die die Wirksamkeit einer homöopathischen Therapie von ADHS bei Kindern untersucht hatte. Sie kam zu dem Ergebnis, dass Homöopathie signifikant besser ist als Placebo. Die Studie wurde zwischenzeitlich von den Herausgebern der Zeitschrift Nature wegen methodischer Mängel zurückgezogen. Harald Walach erläutert die Hintergründe in einem Blog-Beitrag.


Zur Erinnerung: Die Studienautor*innen hatten 37 Online-Datenbanken bis zum Stichtag im März 2021 auf Studien zum Thema „Effekt einer individualisierten homöopathischen Behandlung bei Kindern mit ADHS gegen Kontrollen“ durchsucht. Sie werteten sechs Studien aus und kamen zu dem Schluss, dass diese eine deutlich signifikante Wirkung der Homöopathie gegenüber Placebo und Kontrollen jenseits der konventionellen Signifikanzgrenze zeigen würden.

Nun wurde der in der Zeitschrift nature erschienene Artikel aufgrund von Bedenken der Redaktion hinsichtlich der Auswertung der in die Metaanalyse einbezogenen Artikel zurückgezogen. Sie begründete diese Entscheidung im Einzelnen so:

  1. Die Gesamtzuordnung des Risk of Bias (ROB) durch die Autoren habe nicht den Cochrane-Richtlinien entsprochen
  2. In der Studie von Frei et al. 2005 würden in den Rohdaten der Autoren kein Bias angegeben, aber die Studie schloss nur „Responder“ ein (Kinder wurden in der Screening-Phase mit Homöopathie behandelt, und nur diejenigen, die eine Verbesserung zeigten, wurden für die Studie ausgewählt). Dies hätte als „andere Verzerrung“ betrachtet werden müssen.
  3. Die Ergebnisse von Jacobs et al. scheinen falsch dargestellt worden zu sein, da ihre Studie eine stärkere Verbesserung des Hauptergebnisses in der Kontrollgruppe im Vergleich zur Homöopathiegruppe zeigte (CGI-P T-Score 9,1 vs. 4,1), während die aktuelle Studie diese Ergebnisse zugunsten der Homöopathie ausweist.
  4. Oberai et al. gaben für ihre drei Hauptergebnisse Effektstärken von 0,22, 0,59 und 0,54 an (Revised Conners' Parent Rating Scale [CPRS-R], Clinical Global Impression-Severity Scale [CGISS], Clinical Global Impression- Improvement Scale [CGIIS]), während in diesem Artikel 1,436 als durchschnittliche Effektstärke angegeben wurde. Die Autoren geben nicht an, ob sie die Effektstärken anhand der Daten der Studie neu berechnet haben.

Professor Dr. Harald Walach hat nun in einem Blog-Beitrag seine Sicht auf die Entscheidung der Herausgeber, die Studie zurückzuziehen, dargestellt. Es gesteht ein, dass die Studienautoren einen Extraktionsfehler gemacht hätten und eine Effektgröße positiv kodiert hatten, die eigentlich negativ kodiert gehört hätte. Das Ergebnis war nicht nur nicht signifikant für die Homöopathie, sondern wies auch in die andere Richtung und hätte daher in der Analyse mit einem Minus-Zeichen versehen werden müssen. Das hätten er und seine Mitautoren schlicht und ergreifend übersehen. Dieser Irrtum verändere die Signifikanz der Ergebnisse, die nun minimal unter der Signifikanzgrenze liegen. Walach argumentiert jedoch, dass dies nichts an ihrer Einschätzung ändere, dass Homöopathie bei ADHS auf jeden Fall interessant ist und weiter untersucht werden sollte. Die anderen Vorwürfe der Herausgeber lehnt er als nicht korrekt ab und begründet dies auch in dem Blog-Beitrag.

Lesen Sie seine ausführliche Stellungnahme auch zu den anderen kritisierten Punkten hier.


Originalpublikation

Gaertner K, Teut M, Walach H. Is homeopathy effective for attention deficit and hyperactivity disorder? A meta-analysis. Pediatr Res 2022. doi.org/10.1038/s41390-022-02127-3
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