Mitglieder-Login

Mitglieder-Login

Bitte warten, Berechtigungsprüfung ...
×

Transparenzkodex der Pharmaunternehmen – Zahlungen doch nicht so transparent?

Transparenzkodex der Pharmaunternehmen – Zahlungen doch nicht so transparent? Transparenzkodex der Pharmaunternehmen – Zahlungen doch nicht so transparent? Fotolia #74186130 © Orlando Florin Rosu

Pharmakonzerne haben im vergangenen Jahr mehr als 575 Millionen Euro an 71.000 Ärzte und Fachkreisangehörige sowie an 6.200 medizinische Institutionen gezahlt. Aufgrund des Transparenz-Kodexes der Pharmaindustrie legten 54 Pharmakonzerne im Juni 2016 diese Zahlen erstmals offen. Die Gelder flossen in Vorträge, Beratungen, Fortbildungsveranstaltungen, Spesen und zu einem großen Teil auch in medizinische Studien. Insgesamt ist die Transparenzinitiative sehr zu begrüßen, doch leider sind die Angaben von Seiten der Geldempfänger freiwillig. So haben nur rund ein Drittel der Ärzte und Fachkreisangehörige ihre Einkünfte durch Pharmafirmen veröffentlicht.

54 Pharmaunternehmen haben sich im Rahmen der „Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie“ (FSA) zusammengeschlossen und veröffentlichen seit 2016 einmal jährlich Listen von Honorarzahlungen an Ärzte, Apotheker oder andere Fachkreisangehörige (insgesamt 119 Millionen Euro). Dies erfolgt allerdings auf freiwilliger Basis und nur nach Einwilligung. Dank der Arbeit von „Correctiv.org“ und SPIEGEL ONLINE lässt sich nun auf der Website „Euros für Ärzte“ zumindest nachvollziehen, wohin ein Teil des Geldes geflossen ist. Hier können Sie die Empfänger nach Namen, Ort und Postleitzahl suchen und erfahren, wieviel Geld an diejenigen gezahlt wurde, die der Veröffentlichung zugestimmt haben.

Gelder für die Forschung werden nicht aufgedeckt

Allerdings werden etwa zwei Drittel der Zahlungen von den Unternehmen nicht aufgeschlüsselt, wie z.B. die Gelder, die etwa dem Bereich „Forschung und Entwicklung“ zugeordnet wurden. Es handelt sich dabei immerhin um 366 Millionen Euro. Viele Studien und Anwendungsbeobachtungen werden mit diesen Geldern finanziert. Bei letzteren verschreiben Ärzte ein zugelassenes Medikament und notieren eventuelle Nebenwirkungen. Kritiker werfen diesem System vor, dass die Ärzte in erster Linie für das Verschreiben eines bestimmten Arzneimittels Geld erhalten und nicht für die Berichte über Nebenwirkungen.

Nur ein Drittel der Ärzte veröffentlichen empfangene Honorarzahlungen

Von den 119 Millionen Euro, die an Ärzte oder Apotheker für Vortragshonorare oder Fortbildungen gezahlt wurden, wird auch nur ein kleinerer Teil veröffentlicht. Laut FSA-Informationen habe nämlich nur ungefähr jeder dritte Zahlungsempfänger der Veröffentlichung zugestimmt. Ob die Ärzte und anderen Honorarempfänger sich durch die Unternehmen beeinflussen lassen, wird heftig diskutiert. Studien deuten darauf hin, dass diese Beeinflussung unbewusst abläuft. 

Ärztekammer und FSA fordern noch mehr Transparenz

Die Bundesärztekammer begrüßt die Transparenz-Initiative internationaler Pharmafirmen als „Schritt in die richtige Richtung“. Doch sie fordert, künftig alle Zahlungen offenzulegen. Die FSA will sich ebenfalls dafür einsetzen, dass die Zustimmungsquote in Zukunft höher ausfällt. Für eine Veröffentlichung der Honorarzahlungen ohne eine Zustimmung der Empfänger wäre allerdings eine gesetzliche Grundlage nötig. Einfacher wäre es, wenn die Pharmafirmen eine Publikations-Einwilligung fordern würden, ganz unbedenklich sei aber auch dies nicht.

Teilen auf FacebookTeilen auf Twitter