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Fruktose: Ursache für steigende Zahl an Gicht-Patienten?

Fruktose: Ursache für steigende Zahl an Gicht-Patienten? Fruktose: Ursache für steigende Zahl an Gicht-Patienten? Pixabay 410333 | 1920 JESHOOTS

In den vergangenen Jahren wurde stets der hohe Konsum tierischer Eiweißträger und Alkohols als Ursache für eine Gichterkrankung gesehen. Nun mehren sich die Hinweise, dass auch der Nahrungsmittelinhaltsstoff Fruktose verantwortlich sein könnte. Kanadische Forscher haben in einer aktuellen Metaanalyse Hinweise gefunden, die diese Hypothese bestätigen könnten.

Die Prävalenz der Gicht hat sich seit den 70er-Jahren zwar verdreifacht, der Fleisch- und Alkoholkonsum aber nicht entsprechend. Die Ursachen wurden lange diskutiert und es mehren sich Hinweise, dass hierfür der stark gestiegene Fruktosekonsum verantwortlich sein könnte. Bereits 2008 hatten Wissenschaftler in einer großen Kohortenstudie gezeigt, dass mit steigendem Verbrauch von fruktosereichen Getränken das Gichtrisiko zunimmt. Diese Ergebnisse konnten in einer weiteren Studie noch einmal bestätigt und damit gezeigt werden, dass Fruktose insbesondere auch das Gichtrisiko bei Frauen begünstigt. Dafür ist nicht etwa ein gesteigerter Obstkonsum verantwortlich, sondern der moderne Trend zur verstärkten Verwendung von Fruchtzucker als Süßungsmittel in Softdrink, Smoothies, Sportriegeln, Joghurterzeugnissen, Eis, Kaugummi und Bonbons, die besonders bei Frauen beliebt sind. 

Metaanalysen ausgewertet

Nun haben die kanadischen Wissenschaftler der Universität in Toronto den Zusammenhang zwischen Fruktoseaufnahme und der Entstehung von Gicht in einer Metaanalyse erneut untersucht. Sie werteten die Ergebnisse zweier prospektiver Studien aus: der Health Professionals Follow-up Study mit 46.393 männlichen Ärzten und zwölf Jahren Beobachtungszeit und der Nurses' Health Studie mit 78.906 Krankenschwestern und 22-jährigem Follow-up. Von den Teilnehmern beider Studien entwickelten 1533 Studienteilnehmer, 755 Männer und 778 Frauen, im Beobachtungszeitraum eine Gichterkrankung.

Gichtrisiko steigt bei hohem Fruktosekonsum

Für Probanden mit einer hohen Fruktosezufuhr (11,9% der Gesamtenergie) war das Erkrankungsrisiko um 62% höher als für Probanden mit einer niedrigeren Fruktoseaufnahme (7,1% der Gesamtenergie). Die Studienautoren berücksichtigten diverse Störfaktoren wie Alter, BMI, Gesamtenergiezufuhr, Alkoholkonsum, Diuretika, Bluthochdruck und Niereninsuffizienz bei ihren Berechnungen. Hauptfruktosequellen waren Orangensaft, mit Zucker gesüßte Getränke, Äpfel, Rosinen und Orangen.

Verbrauch von ATP führt zu erhöhtem Harnsäurespiegel

Mechanistisch lässt sich eine Rolle von Fruktose bei der Gichtentstehung erklären. Fruktose in hoher Menge wird nach ihrer Resorption in der Leberzelle phosphoryliert, also in D-Fruktose-1-Phosphat umgewandelt. Hierbei wird bereits Adenosintriphosphat (ATP) verbraucht, das über den weiteren Abbau zu Harnsäure den Pegel erhöht. Fruktose-1-Phosphat kann die Zelle in dieser Form nicht mehr nach außen passieren und wird unter weiterem ATP-Verbrauch weiter abgebaut. Die durch den ATP-Mangel angeregte kompensatorische Synthese von Purinnukleotiden kann die Harnsäureproduktion zusätzlich steigern.

Wie erkenne ich einen hohen Fruktoseanteil?

Es gibt für Lebensmittel in Deutschland keine Kennzeichnungspflicht für Fruktose. Aufschlussreich können die Zutatenangaben sein. So geben Begriffe wie „Maissirup“, „Glukose-Fruktose-Sirup“, „Zucker“, „Invertzuckersirup“, „Fruchtsüße“, „Fruchtextrakte“ und „Saftkonzentrat“ Hinweise auf einen hohen Gehalt an Fruchtzucker.

Quelle: Joseph Jamnik, Sara Rehman, Sonia Blanco Mejia et al.: Fructose intake and risk of gout and hyperuricemia: a systematic review and meta-analysis of prospective cohort studies. BMJ Open 2016;6:e013191 doi:10.1136/bmjopen-2016-013191

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