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Wie sinnvoll ist der PSA-Test? Studienergebnisse von 2009 revidiert

Wie sinnvoll ist der PSA-Test? Studienergebnisse von 2009 revidiert Wie sinnvoll ist der PSA-Test? Studienergebnisse von 2009 revidiert Fotolia #66357911 © Kzenon

Der PSA-Test war aufgrund einer 2009 veröffentlichten US-Studie in „Misskredit“ geraten. Eine Neuauswertung der Studiendaten führt aktuell dazu, dass die Ergebnisse revidiert werden sollen. Die Studie kam offensichtlich aufgrund einer ungültigen Kontrollgruppe zu dem Schluss, dass die PSA-Früherkennung sinnlos sei. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) befürwortet den sachgerechten Umgang mit dem PSA-Test zur Früherkennung: Der PSA-Test sei einer der besten Tumormarker.

2009 veröffentlichte das New England Journal of Medicine die Ergebnisse einer großen US-amerikanischen Studie zur Vorsorge bzw. Früherkennungsuntersuchung (Screening) für das Prostatakarzinom mittels der PSA-Untersuchung. (Andriole et al.: Mortality Results from a Randomized Prostate-Cancer Screening Trial. N Engl J Med 2009; 360:1310-1319). Es handelte sich um den Prostatakrebs-bezogenen Teil einer größeren Screening-Studie (Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian (PLCO) Cancer Screening Trial). Für diese große Prostatakrebsstudie waren zwischen 1993 und 2001 insgesamt 76.693 Männer gewonnen worden, die an 10 Studienzentren betreut wurden. Die Studienteilnehmer wurden randomisiert jeweils zwei Gruppen zugeteilt. Die erste Gruppe (38.343 Teilnehmer) wurden über 6 Jahre jährlich einer Früherkennungsuntersuchung mittels PSA-Test und einer rektalen Untersuchung unterzogen. Die zweite Gruppe (38.350 Teilnehmer) erhielt im Rahmen der Studie keine Früherkennungsuntersuchungen.

Das Ziel der Studie war es, festzustellen, ob die Prostatakrebsfrüherkennung tatsächlich zu einer vermehrten Diagnose von Prostatakrebs führen würde und ob, da die Männer mit entdecktem Prostatakrebs behandelt wurden, dies in der Screening-Gruppe die Sterblichkeit (Mortalität) am Prostatakrebs deutlich reduzieren würde.

Bereits bei der Durchführung der Studie wurde klar, dass auch in der Kontrollgruppe bei etlichen Teilnehmern durchaus PSA-Tests stattgefunden hatten, nämlich bei 40–50% der Teilnehmer.

Die Endauswertung ergab dann einen deutlichen Unterschied in der Zahl der aufgetretenen Prostatakarzinome zwischen Screening- und Kontrollgruppe, nämlich 22% mehr in der Screening-Gruppe, aber keinen wesentlichen (signifikanten) Unterschied in der Prostatakarzinom-bedingten Mortalität, nämlich 50 bzw. 44 Fälle. Die Autoren folgerten, dass eine PSA-basiertes Screening zur Früherkennung des Prostatakarzinoms sinnlos sei, da es die Mortalität am Prostatakrebs überhaupt nicht beeinflussen könnte und darüber hinaus auch Risiken beinhalte.

PSA-Screening in den USA geriet durch Studie in Verruf

Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse hatte enorme gesundheitspolitische Auswirkungen. In den USA geriet der PSA-Test völlig in Verruf, und es wurde vom PSA-Test als Früherkennungsmaßnahme abgeraten. Infolgedessen ging die PSA-Anwendung in den USA erheblich zurück und auch die Zahl der diagnostizierten Prostatakarzinome ist in den USA seitdem rückläufig.

Daten neu ausgewertet

Jetzt wurden die Daten der PLCO-Studie von anderen Wissenschaftlern anhand der Auswertung gleichzeitig vorgenommener Befragungen der damaligen Studienteilnehmer überprüft (Shoag & Hu: Letter to the editor, N Engl J Med 2016; 374:1795-1796). Dabei wurde festgestellt, dass sich seinerzeit weitaus mehr Teilnehmer der Kontrollgruppe außerhalb der Studie weiterhin PSA-Tests unterzogen hatten, nämlich insgesamt 90%. Dies bedeutet, dass sich Screening- und Kontrollgruppe bezüglich der PSA-Anwendung tatsächlich nicht unterschieden und damit im Ergebnis auch keinerlei Unterschied in der Prostatakrebsmortalität gefunden werden konnte. Das damals aufsehenerregende Ergebnis, PSA-Früherkennung sei sinnlos, entpuppt sich laut Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) heute als Ente.

Europäische Studien zeigen Nutzen des PSA-Tests

Andere seriöse Studien, wie die Europäische Screeningstudie (ERSPC) (Schröder FH et al.: Screening and prostate cancer mortality: results of the European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC) at 13 years of follow-up. Lancet 2014; 384(9959): 2027-35) hätten dagegen schon lange eine Senkung der Prostatakarzinom-Mortalität durch PSA-basierte Früherkennung gezeigt. Deren Ergebnisse wurden aber angesichts der PLCO-Studie aus den USA angezweifelt, so die DGU. 

Die DGU befürwortet den sachgerechten Umgang mit dem PSA-Test zur Früherkennung ausdrücklich. Unter sachgerecht sei dabei die altersbezogene Anwendung (50–65 Jahre) sowie die Beachtung des Ausgangswertes zu verstehen. Sie ist der Überzeugung, dass der PSA-Test einer der besten Tumormarker sei, den es gibt. 

Laut der „Interdisziplinären S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms“ und der dazugehörigen Patientenleitlinie wird Männern, die mindesten 45 Jahre alt sind und die sich nach Aufklärung für die Früherkennung entschieden haben, eine Tastuntersuchung zusammen mit einem PSA-Test empfohlen. 

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