Narkolepsie durch Grippeimpfung mit Pandemrix
Narkolepsie durch Grippeimpfung mit Pandemrix
In den Jahren 2009 – 2010 kam es nach der Grippeimpfung mit Pandemrix zu einer „Epidemie“ von Narkolepsie-Erkrankungen vor allen in Skandinavien. Die Ursachen waren bis vor kurzem ungeklärt. Nun bringt eine aktuelle Studie etwas Licht ins Dunkel. Vermutlich war eine Autoimmunerkrankung, die gegen Hypocretin-Rezeptoren im Schlaf/Wach-Zentrum des Gehirns gerichtet war, die Ursache.
Die Angst vor dem Influenzavirus A/H1N1 (Schweinegrippe) hatte 2009 die skandinavischen Behörden dazu veranlasst, alle Kinder und Jugendlichen mit dem Impfstoff Pandemrix zu impfen. Im folgenden Jahr erkrankten dann in Schweden, Finnland, Norwegen und Irland viele der geimpften Kinder und Jugendlichen an Narkolepsie. Nach Zahlen der EudraVigilance-Datenbank der Europäischen Arzneimittelagentur sind bis Anfang 2015 mehr als 1.300 Fälle bekannt geworden.
Pandemrix löst Bildung von Antikörpern aus
Epidemiologische Studien ermittelten bald einen Zusammenhang mit dem Impfstoff Pandemrix. Der Konkurrenz-Impfstoff Focetria war dahingegen nicht betroffen. Wissenschaftler vermuteten, dass Pandemrix die Bildung von Antikörpern ausgelöst haben könnte, die neben dem Grippevirus auch versehentlich Bestandteile des menschlichen Organismus angreifen. Als Verursacher vermuteten die Forscher das Hormon Hypocretin, da die Narkolepsie durch den Ausfall des Schlaf/Wach-Zentrums im Gehirn ausgelöst wurde.
Ihre Untersuchungen zeigten jetzt, dass die Antikörper sich nicht gegen das Hormon an sich richten, sondern gegen einen seiner Rezeptoren. In dessen Aminosäuren-Sequenz fanden sie eine Stelle, die auch auf dem Nukleoprotein des Influenza-Virus vorhanden ist.
Die Blut-Hirn-Schranke muss für kurze Zeit geöffnet sein
Ein Großteil der finnischen Patienten, die nach der Impfung mit Pandemrix an einer Narkolepsie erkrankt waren, wiesen Antikörper gegen dieses Nukleoprotein auf. In einer Kontrollgruppe, die mit Focetria geimpft wurde, wurden diese Antikörper nicht nachgewiesen. Die Wissenschaftler vermuten daher, dass die Antikörper für die Autoimmunreaktion verantwortlich sind. Allerdings ist die Blut-Hirn-Schranke normalerweise undurchlässig für Antikörper. Erst wenn die Blut-Hirn-Schranke z.B. durch eine schwere Entzündung oder eine Infektion für kurze Zeit geöffnet wird, kann es zu einer Immunantwort kommen. Dieses Ereignis muss nicht mit der Impfung zusammenfallen, da die Antikörper ja lebenslang im Blut vorhanden sind. Dies erklärt, warum Geimpfte auch mit großem Abstand zur Impfung noch an einer Narkolepsie erkranken können.
Die Studie finden Sie hier.