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Bei Verdacht auf Glutenunvertäglichkeit: Erst testen, dann verzichten

Bei Verdacht auf Glutenunvertäglichkeit: Erst testen, dann verzichten Bei Verdacht auf Glutenunvertäglichkeit: Erst testen, dann verzichten Pixabay.com #3301037 © MarjanNO
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) hat daran erinnert, dass vor Beginn einer Glutenkarenz erst die genauen Ursachen dieser Beschwerden und der Verdacht auf eine Zöliakie, eine Weizenallergie oder eine andere Weizenunverträglichkeit abgeklärt werden müssen.


Die Inzidenz der Zöliakie steigt weltweit an: In verschiedenen Weltregionen sind bis zu 2,5 Prozent der Menschen von dem Darmleiden betroffen, das durch eine überschießende Immunreaktion auf das Weizeneiweiß Gluten verursacht wird. Eine glutenfreie Ernährung steht allerdings auch bei vielen Menschen hoch im Kurs, bei denen eine Zöliakie gar nicht nachgewiesen ist. Oft sind verschiedene Darmbeschwerden oder auch chronische Erkrankungen der Grund, warum Menschen auf glutenfreie Lebensmittel zurückgreifen.

Die Ernährung vollständig auf glutenfreie Nahrungsmittel umzustellen ist nicht selten teuer, die strenge Diät schränkt auch die Lebensqualität ein und kann unter Umständen sogar der Gesundheit schaden. Gutenfreie Ersatzprodukte enthalten oft mehr Zucker, Salz und ungesättigte Fettsäuren als die entsprechenden glutenhaltigen Varianten. Dagegen mangelt es ihnen häufig an Ballaststoffen und Vitaminen. Dabei gibt es vielerlei gesunde, natürlich glutenfreie Alternativen. Ein Zuviel der Ersatzprodukte kann dazu führen, dass Menschen tendenziell an Gewicht zunehmen. Langfristig könne laut DGVS so auch das Risiko für Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes steigen.


Nicht vorschnell zu gluten- oder weizenfreien Produkten greifen

Auch aus diagnostischen Gründen sollte nicht vorschnell mit einer gluten- oder weizenfreien Diät begonnen werden. Vor der Ernährungsumstellung sollte man in jedem Fall einen Blut-Test auf Zöliakie-spezifische Antikörper vornehmen lassen, so die DGVS. Daneben hat eine Arbeitsgruppe des Instituts für Translationale Immunologie und der Ambulanz für Zöliakie, Darmerkrankungen und Autoimmunität der Universitätsmedizin Mainz noch weitere entzündliche Erkrankungen aufgedeckt, die durch Weizenprotein hervorgerufen werden. Dies sind klassische (Soforttyp-) Allergien und noch wesentlich häufiger verzögerte (Typ- 2-) Allergien, die oft erst Stunden nach Weizenverzehr auftreten. Darüber hinaus kann Weizenkonsum Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel chronische entzündliche Darmerkrankungen, Lebererkrankungen, Rheuma oder Multiple Sklerose verstärken – hier sind Nicht-Glutenproteine, sogenannte ATI, die Auslöser. Geschätzt leiden damit bis zu 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung an entzündlichen, weizenbedingten Erkrankungen.


Glutenfreie Ernährung beeinflusst auch andere Erkrankungen

Die Zöliakie ist somit nicht die einzige Erkrankung, die sich unter Weizenkarenz bessert. Auch Patienten mit einer Weizenallergie oder mit einer sogenannten Nicht-Zöliakie-Weizen-Sensitivität können vom Glutenverzicht profitieren. Gerade bei der Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität, kurz als NCWS bezeichnet, ist Gluten jedoch vermutlich gar nicht Hauptverursacher der Beschwerden, sondern vor allem andere Weizenbestandteile. Zudem handele es sich bei der NCWS um eine Ausschlussdiagnose, betont die DGVS. Ohne dass eine Zöliakie und eine klassische Weizenallergie ausgeschlossen seien, könne eine NCWS demnach nicht sicher festgestellt werden.


Antikörper zeigen die Art der Erkrankung

Zöliakie-Betroffene bilden ganz krankheitsspezifisch Antikörper gegen das körpereigene Enzym Transglutaminase 2 (TG2), die im Blut der Patienten nachgewiesen werden können. Dieses Enzym führt auch zu einer verstärkten Immunreaktion des Darmes gegen aufgenommenes Gluten.

Die Aufforderung, sich vor der Entscheidung für eine glutenfreie Ernährung zunächst auf Zöliakie und klassische Weizenallergie testen zu lassen, richtet sich nicht nur an die Patientinnen und Patienten. Den Betroffenen selbst sei es häufig nicht bewusst, dass die voreilige Ernährungsumstellung auch negative Konsequenzen haben könne. Hier sei es Aufgabe des betreuenden medizinischen Fachpersonals zu einer frühzeitigen diagnostischen Abklärung zu raten.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e.V.
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