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Begünstigen ACE-Hemmer Lungenkrebs?

Begünstigen ACE-Hemmer Lungenkrebs? Begünstigen ACE-Hemmer Lungenkrebs? Fotolia #89843480 © Photo SG

Eine Metaanalyse liefert erneut Hinweise, dass die Anwendung von ACE-Hemmern mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko einhergehen könnte. Allerdings scheint die Korrelation auch mit dieser Analyse nicht zweifelsfrei belegt zu sein. Die Forscher*innen fordern weitere Studien. 

Jeder dritte Deutsche leidet unter Bluthochdruck und bei vielen der Betroffenen ist eine medikamentöse Blutdrucksenkung erforderlich. Sogenannte ACE-Hemmer (Angiotensin-Converting-Enzym [ACE]-Hemmer) gehören zu den am häufigsten verordneten Medikamenten bei Bluthochdruck und Herzinsuffizienz. Immer wieder einmal wurden Studien veröffentlicht, die eine Korrelation zwischen ACE-Hemmern und einem erhöhten Lungenkrebsrisiko untersuchten – mit widersprüchlichen Ergebnissen.

Angesichts der widersprüchlichen Datenlage und des potenziellen Sicherheitsrisikos für die vielen Patient*innen, die mit ACE-Hemmern behandelt werden, analysierte die chinesische Wissenschaftlergruppe unter Verwendung strenger wissenschaftlicher Auswahlkriterien erneut mittels einer Metaanalyse den Zusammenhang zwischen der Anwendung von ACE-Hemmern und dem Lungenkrebsrisiko. 

Dazu nutzten die Forschenden die Datensätzen aus sieben Kohortenstudien und vier Fall-Kontroll-Studien. Nach Auswertung der Daten kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Anwendung von ACE-Hemmern mit einem um 19 Prozent erhöhten Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, verbunden ist.

Die Studienteilnehmer*innen waren mindestens 18 Jahre alt. Die Interventionsgruppen hatten ACE-Hemmer erhalten, die Kontrollgruppen andere blutdrucksenkende Mittel oder Placebo. Die Nachbeobachtungsphase dauerte mindestens ein Jahr. Es wurden unerwünschte Ereignisse berichtet. Der primäre Endpunkt war die Entwicklung von Lungenkrebs. Patient*innen mit bestehender Krebserkrankung waren von der Teilnahme ausgeschlossen.

Die Metaanalyse umfasste insgesamt 13.061.226 Patienten. Diese Patient*innen stammten hauptsächlich aus Asien, Nordamerika und Europa. Die Interventionsgruppe umfasste 1.493.225 Patienten, die ACE-Hemmer eingenommen hatten. Die Kontrollgruppe umfasste 11.568.001 Patient*innen die keine ACE-Hemmer, sondern Angiotensin-Rezeptorblocker (ARB) oder andere blutdrucksenkende Medikamente erhalten hatten. Insgesamt waren 96.764 von 13.061.226 Patienten an Lungenkrebs erkrankt. Die mittlere Gesamtinzidenz von Lungenkrebs in den Kohortenstudien betrug für die Gruppen mit ACE-Hemmern 1,36 %, für die Studiengruppen mit ARB 1,08 %.

Lungenkrebsrisiko um 19 Prozent erhöht

Die gepoolten Ergebnisse zeigten, dass die Anwendung von ACE-Hemmern mit einem um 19 Prozent erhöhten Lungenkrebsrisiko verbunden war. Subgruppenanalysen nach Alter und Geschlecht offenbarten ein hohes Risiko für mit ACE-Hemmern assoziierten Lungenkrebs bei jüngeren Patienten (< 60 Jahre alt) und bei Frauen. In den Studiengruppen mit jüngeren Patienten erkrankten 6.487 von 517.657 Anwender*innen von ACE-Hemmern und 173 von 3.434.252 Nicht-Anwendern. Die Assoziation zwischen ACE-Hemmern und Lungenkrebsrisiko war bei auch bei Raucher*innen und Patient*innen mit Diabetes mellitus höher. Das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, war für Menschen mit Diabetes mellitus gegenüber den Kontrollen um 33 Prozent erhöht. 

Die Studienautor*innen räumten allerdings einige Einschränkungen ein. So waren die berücksichtigten Studien sehr heterogen. Außerdem wurden keine Daten aus randomisiert kontrollierten Studien (RCT), sondern überwiegend aus retrospektiven Beobachtungsstudien mit einem höheren Verzerrungspotenzial verwendet. Auch wurden in der Studie die Effekte verschiedener ACE-Hemmer nicht untersucht. Die Autor*innen plädieren daher für RCTs, um den kausalen Zusammenhang zwischen der Anwendung von ACE-Hemmern und dem Lungenkrebsrisiko zu bestätigen.

Patient*innen sollten mit ihrem Arzt eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung durchführen. Bei Bedarf stehen andere Substanzklassen zur Blutdrucksenkung zur Verfügung.

Originalpublikation

Wu et al. Association between angiotensin-converting enzyme inhibitors and the risk of lung cancer: a systematic review and meta-analysis. British Journal of Cancer 2022, DOI: 10.1038/s41416-022-02029-5

https://www.nature.com/articles/s41416-022-02029-5

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