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Mit der persönlichen Frequenz gezielt die Hirnaktivität steuern

Mit der persönlichen Frequenz gezielt die Hirnaktivität steuern Mit der persönlichen Frequenz gezielt die Hirnaktivität steuern fotolia © vege #84066323
Mit der individuellen Frequenz des Hirnrhythmus lassen sich nicht nur gezielt einzelne Hirnareale beeinflussen, sondern auch die darin verarbeiteten Fähigkeiten. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften haben mit einer neuen Methode erstmal gezielt avisierte Hirnareale beeinflusst statt, wie bislang möglich, diffus weitläufige Hirnbereiche.


Individualisierte Applikationen von feinen, nicht materiellen Reizen mit dem Ziel, beispielsweise Hirnfunktionen zu stimulieren – die Neuropsychiatrie geht neue Wege mit einer Methode, die hinsichtlich der Wirkungsweise womöglich der homöopathischen gar nicht so unähnlich ist. Jedenfalls klingen die jüngsten Forschungsergebnisse nach einem interessanten Ansatz!

Schlaganfall, Parkinson und Depression entstehen durch Veränderungen von Hirnfunktionen. Seit langem forschen Wissenschaftler*innen daher an Möglichkeiten, wie sich gezielt einzelne Funktionen im Gehirn ohne operative Eingriffe beeinflussen lassen, um so die Störungen ausgleichen zu können.

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig ist es nun gelungen, sehr passgenau ein einzelnes Areal im Gehirn in seiner Funktionsweise zu beeinflussen. Sie hemmten für einige Minuten genau den Bereich, der den Tastsinn verarbeitet, indem sie gezielt in dessen Rhythmus eingriffen. Dadurch war das Gebiet vorübergehend weniger mit anderen Hirnregionen vernetzt, seine sogenannte funktionelle Konnektivität sank. Und damit auch der Informationsaustauch mit anderen Hirnnetzwerken.

Individueller Rhythmus wurde vorab bestimmt

Möglich war das, indem die Forscher zuvor für jede Person den individuellen Hirnrhythmus bestimmt hatten, der auftritt, wenn man eine Berührung wahrnimmt. Mit der persönlichen Frequenz konnten sie mithilfe der sogenannten transkraniellen Wechselstromstimulation sehr gezielt allein die anvisierten Hirnareale modulieren. „Das ist ein enormer Fortschritt“, erklärt Christopher Gundlach, Erstautor der Studie. „In früheren Studien hatte sich die Konnektivität breit verteilt in verschiedenen Hirnarealen verändert. Der Strom suchte sich ungezielt seinen eigenen Weg im Gehirn und beeinflusste dadurch recht ungenau verschiedene Hirnareale gleichzeitig.“

Auch die im Hirnareal verarbeiteten Tätigkeiten wurden beeinflusst

In einer Vorstudie hatten die Neurowissenschaftler bereits beobachtet, dass diese Form der Stimulation nicht nur den Austausch der anvisierten Hirnnetzwerke mit anderen Netzwerken verringert. Sie wirkt sich auch auf die darin verarbeitete Fähigkeit, den Tastsinn, aus. Hemmten die Forscher das zuständige somatosensorische Netzwerk, erhöhte sich die Wahrnehmungsschwelle. Die Personen nahmen erst Reize wahr, wenn sie entsprechend stark waren. Regten sie die Region hingegen an, sank der Schwellenwert. Die Studienteilnehmer spürten bereits sehr sanfte elektrische Reize.

Wichtiger Schritt für die Forschung

Die gezielte Veränderung des Hirnrhythmus hielt zwar nur kurz an. Sobald die Stimulation ausgeschaltet wird, verschwand der Effekt wieder. Die Ergebnisse seine trotzdem ein wesentlicher Schritt hin zu einer gezielten Therapie von Erkrankungen, die durch gestörte Hirnfunktionen hervorgerufen werden, so die Studienautor*innen Eine gezielte Hirnstimulation könnte helfen, den Informationsfluss zu verbessern, zu lenken und, wenn nötig, abzuschwächen.

Originalpublikation

Christopher Gundlach, Matthias M Müller, Maike Hoff, Patrick Ragert, Till Nierhaus, Arno Villringer, Bernhard Sehm: Reduction of somatosensory functional connectivity by transcranial alternating current stimulation at endogenous mu-frequency. Neuroimage 2020. 221: DOI: 10.1016/j.neuroimage.2020.117175
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