Bluthochdruck ist ein wichtiger und weit verbreiteter Risikofaktor für lebensbedrohliche Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall und wird oftmals durch einen ungesunden Lebensstil ausgelöst. Zu den Risikofaktoren zählen Übergewicht, Fehlernährung, Bewegungsmangel, Stress, übermäßiger Salz-, Zucker- und Alkoholkonsum sowie Rauchen. Laut den europäischen Fachgesellschaften liegt der Grenzwert, ab dem man von Bluthochdruck spricht, bei 140/90 mmHg.

Die Wissenschaftler*innen der Studie wollten wissen, welchen Effekt Langzeitfasten auf erhöhte Blutdruckwerte haben kann.

An der Studie nahmen 1610 Fastende in der Klinik Buchinger Wilhelmi in Überlingen teil. Davon wiesen 690 Personen vor dem Fasten erhöhte Blutdruckwerte auf. 377 Personen dieser Gruppe nahm blutdrucksenkende Medikamente, deren Gabe in den meisten Fällen entweder gestoppt oder reduziert werden konnte. Dennoch blieb der Blutdruck im Bereich der Norm oder konnte sogar gesenkt werden. Da blutdrucksenkende Mittel häufig erhebliche Nebenwirkungen haben, könnte das Langzeitfasten bei Bluthochdruck als komplementäre Therapie eingesetzt werden. Bei 920 Personen mit normalem Blutdruck reduzierte sich dieser innerhalb des Normbereichs, und (zu) niedrige Blutdruckwerte zeigten eine Tendenz zur Erhöhung.

Im Einzelnen konnte nachgewiesen werden:

• Langzeitfasten nach dem Buchinger Wilhelmi-Programm beeinflusst den Blutdruck günstig.
• Erhöhte Blutdruckwerte sanken, sowohl bei Patienten, die medikamentös behandelt wurden, als auch bei denen, die nicht medikamentös eingestellt waren.
• Je länger das Fasten andauerte, umso stärker war die Wirkung.
• Das Fasten löst Mechanismen aus, die einen ähnlichen Effekt haben, wie blutdrucksenkende Medikamente: Es fördert die Ausscheidung von Natrium, aktiviert das parasympathische Nervensystem und bewirkt eine Gefäßerweiterung.
• Die Verbesserung der Blutdruckwerte hielt auch vier Tage nach Beendigung des Fastens an.
• Bei genauerer Untersuchung zeigte sich, dass Langzeitfasten, besonders bei hohem Körpergewicht, Lipid- und Glukosestoffwechselstörungen sowie bei zunehmendem Alter den Blutdruck effektiv senkt.

Die Wissenschaftler*innen erklären sich die positiven Effekte des Fastens auf den Blutdruck durch die fastenbedingte Gewichtsreduktion, eine Verringerung des Bauchumfangs sowie die Unterbrechung der Salz-, Alkohol- und Kohlenhydratzufuhr und gegebenenfalls des Rauchens.

In weiteren Studien wollen die Forscher*innen untersuchen, ob die positiven Ergebnisse auch mittel- bis langfristig aufrechterhalten werden können.

Originalpublikation

Franziska Grundler, Robin Mesnage, Andreas Michalsen und Françoise Wilhelmi de Toledo: "Blood pressure changes in 1610 subjects with and without antihypertensive medication during long-term fasting", Journal of the American Heart Association, (2020; 9:e018649). DOI: 10.1161/JAHA.120.018649