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Onkologisches Beratungsangebot zu Komplementärmedizin und Pflege in Baden-Württemberg etabliert

Onkologisches Beratungsangebot zu Komplementärmedizin und Pflege in Baden-Württemberg etabliert Onkologisches Beratungsangebot zu Komplementärmedizin und Pflege in Baden-Württemberg etabliert AdobeStock #276537823 ©Syda_Productions
Um Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankung in dieser unsicheren Situation mit fundierter Beratung zu einer guten Entscheidung zu verhelfen, wurde das Projekt „CCC-Integrativ“ etabliert. Die vier teilnehmenden onkologischen Spitzenzentren in Baden-Württemberg (Freiburg, Heidelberg, Tübingen, Ulm) entwickeln dafür ein spezifisches Beratungsangebot und evaluieren begleitend die Beratungsgespräche. Leider ist die Homöopathie bisher kein Bestandteil des Programms.


Jährlich erkranken rund 50.000 Menschen in Baden-Württemberg neu an Krebs, etwa 450.000 leben mit oder nach einer Tumorerkrankung. Die Diagnose trifft Betroffene und Angehörige oft unerwartet – eine gute medizinische Versorgung, aber auch eine verlässliche Orientierung im Umgang mit komplementären Verfahren ist dann entscheidend. Verfahren wie Yoga, Akupunktur, Meditation oder bestimmte pflanzliche Präparate zur inneren und äußeren Anwendung können die Lebensqualität verbessern, bergen jedoch auch Risiken, etwa durch Wechselwirkungen mit onkologischen Therapien.

Das durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderte Projekt CCC-Integrativ hat ein umfassendes, evidenzbasiertes interprofessionelles Beratungsangebot zu Komplementärer Medizin und Pflege (KMP) für onkologisch erkrankte Menschen entwickelt, evaluiert und erfolgreich an den vier onkologischen Spitzenzentren (comprehensive cancer center, CCC) in Baden-Württemberg – Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm – mit Unterstützung der AOK Baden-Württemberg implementiert. Insgesamt wurden in der Projektlaufzeit mehr als 1.000 Patientinnen und Patienten in die Studie eingeschlossen und beraten.


Beratungsstruktur, Zielgruppe und Perspektive

Das entwickelte Beratungsangebot richtet sich an Krebspatient*innen in der frühen Krankheitsphase – innerhalb der ersten zwölf Monate nach Diagnosestellung – und umfasst mindestens drei Beratungen, die persönlich, digital oder telefonisch durchgeführt werden können. Die Inhalte beruhen auf aktueller Evidenz zu komplementären Verfahren, die Beratung erfolgt durch speziell geschulte ärztliche und pflegerische Fachkräfte im interprofessionellen Setting.

Die AOK Baden-Württemberg hat sich bereits 2023 für die Fortführung des Vorhabens im Rahmen eines Vertrages zur besonderen Versorgung entschieden und somit das Beratungsangebot CCC-Integrativ an allen vier CCC-Standorten gesichert. Versicherte der AOK Baden-Württemberg, die die Einschlusskriterien erfüllen, können dem Versorgungsvertrag beitreten und das Angebot kostenfrei in Anspruch nehmen. Die Einbindung weiterer Krankenkassen ist geplant. Damit ist in Baden-Württemberg ein Modell für qualitätsgesicherte, integrative Onkologie, das wissenschaftlich fundierte Beratung zu komplementären Verfahren systematisch in die Versorgung integriert, entstanden. Allerdings sind wir verwundert, dass die Homöopathie keinerlei Erwähnung findet, obwohl sie in der S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patient*innen berücksichtigt wurde. Wenn auch mit niedrigem Evidenzgrad heißt es dort, dass Daten aus einer RCT (Frass et al.) zum Einsatz von klassischer Homöopathie vorliegen. Die Erstanamnese in Kombination mit individueller Mittelverschreibung könne daher zur Verbesserung der Lebensqualität bei onkologischen Patienten zusätzlich zur Tumortherapie erwogen werden.


Projekt schon mehrfach ausgezeichnet

Aufgrund des innovativen und interprofessionellen Charakters wurde das Projekt CCC-Integrativ in den letzten Monaten bereits mehrfach prämiert: Im Juni 2025 mit dem 2. Preis des Innovationspreises des Hauptstadtkongresses (WISO S.E. Consulting/Springer Medizin), im November 2024 durch den Sonderpreis „Interprofessionelle Gesundheitsversorgung“ beim renommierten MSD-Gesundheitspreis sowie ebenfalls im November 2024 mit dem Wissenschaftspreis Komplementärmedizin der NATUM e.V. Diese Auszeichnungen würdigen die wissenschaftliche Qualität, die Patientenorientierung und Interprofessionalität sowie die gelungene Integration von CCC-Integrativ in die Versorgungspraxis.

Aufbauend auf der CCC-Integrativ Studie bietet das Universitätsklinikum Tübingen nun ein interprofessionell ausgerichtetes Schulungsprogramm zur evidenzbasierten Beratung in integrativer Medizin und Pflege in der Onkologie an. Lokalisiert ist es am Tübinger Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung. Start ist der 11. Oktober 2025. Informationen dazu finden Sie hier.

Quelle: AOK Baden-Württemberg und Akademisches Zentrum für Komplementäre und Integrative Medizin der Universitätsklinikum Heidelberg
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